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The Messenger - Blog-Beitrag


Bei The Messenger erinnern mich nicht nur die wundervolle Retro-Grafik im wechselnden 8- und 16-Bit-Stil, das aufs Nötigste heruntergebrochene, fokussierte Gameplay oder der großartige Chiptunes-Soundtrack an die goldenen Zeiten von NES, SNES und Mega Drive. Nein: Ich war auch ungefähr seitdem nicht mehr so sehr der Versuchung erlegen, meinen Controller fluchend in die Ecke zu feuern, weil ich einen Abgrund verpasst, oder den Aktionsablauf eines Endgegners nicht ausreichend memorisiert hatte. Aber gerade das, sowie die daraus resultierende, gesteigerte Freude, wenn man es nach dem zigsten Anlauf dann doch noch schafft, zeichnen das kleine, aber feine Jump 'n' Run aus.

The Messenger ist knapp gesagt eine Liebeserklärung an die Ninja-Plattformer der späten 1980er und frühen 1990er Jahre, allen voran die Ninja-Gaiden-Reihe. Ich muss zugeben, dass mir persönlich lediglich der Name der Reihe ein Begriff ist. Vor 25 Jahren beschränkten sich meine Berührungspunkte mit Ninjas lediglich auf menschenähnliche, Pizza essende Schildkröten. Hm, sind die an Schildkröten erinnernden Gegner in The Messenger etwa ...


The Messenger - Screen 2

Leonardo? Bist du's? (v.l.n.r.: gegnerische Raupe, Quarble, Messenger, gegnerischer Turtle.)


Der fantastische Chiptunes-Soundtrack von Rainbowdragoneyes.

Die in Québec ansässigen Entwickler von Sabotage Studio verpacken ihre Hommage allerdings in ein wesentlich schnelleres und actionlastigeres Spielprinzip als es ihr Vorbild ist und würzen es mit einer Story, die vor Humor, Ironie und Referenzen nur so strotzt. Wer auf so etwas nicht steht, überspringt die Textboxen einfach und stürzt sich direkt in die nächste halsbrecherische Passage. Mir haben die kurzen Pausen beim Verschnaufen geholfen und die Motivation hochgehalten, um mich doch noch das letzte Stück bis zum nächsten Portal in das Geschäft des mysteriösen „Ladenbesitzers“ zu schleppen. Diese Portale (teils auch ohne Ladenzugang) dienen gleichzeitig als Speicherpunkte innerhalb der thematisch abwechslungsreichen Levels, in die die Spielwelt unterteilt ist: Wald, Eis, Unterwelt, ...

Der Ladenbesitzer ist für mich der eigentliche Höhepunkt und Held in The Messenger. Das hängt nicht nur damit zusammen, dass ich ja nur einen popligen Nachrichtenüberbringer spiele. An dieser Stelle als Exkurs eine kurze Erklärung der Ausgangssituation: Ein Ninja-Schüler (der Spieler) befindet sich gerade inmitten seiner Ausbildung, als die Welt von Dämonen überrannt wird, und um den Untergang der Welt abzuwenden, muss der junge Ninja eine wichtige Nachricht an die eigentlichen Retter überbringen. Im Spielverlauf wird das eigene Schicksal zwar immer relevanter ... aber zurück zum Ladenbesitzer! Denn der verkauft einem im Austausch gegen Zeitscherben neue Fähigkeiten wie einen Enterhaken oder einen Wingsuit, erhöht die Lebensenergie oder verbessert die Schadensresistenz. Viel gewichtiger sind jedoch seine unterhaltsamen Kommentare zum Spielfortschritt und seine Geschichten mit stellenweise fragwürdiger Moral, die auch in der deutschen Lokalisierung wunderbar funktionieren.


The Messenger - Screen 3

Der „Ladenbesitzer“ und sein bezaubernder „Laden“.

The Messenger - Ladenbesitzer

Der Ladenbesitzer hat nicht nur einen großartigen Humor. Er kann auch recht schnell zickig werden.


Ähnlich komisch sind die kurzen Unterhaltungen mit Bossgegnern, oder mit Quarble, einem sarkastischen, kleinen Dämon, der den Messenger wiederbelebt, sollte dieser einmal das zeitliche Segnen. Allerdings nicht kostenlos. Für diesen Dienst zweigt er sich einige der nächsten, aufgesammelten Zeitscherben ab, die zentrale Ressource und Währung im Spiel sind. Der kleine Quälgeist wird auch nicht müde, mich ständig daran zu erinnern, dass er über alles genauestens Buch führt; sei es die Anzahl meiner Tode oder die an ihn abgeführten Zeitscherben. Und macht er sich auch noch über meine spielerische (nicht-)Leistung lustig. Das tut er in der Regel reichlich, denn der Schwierigkeitsgrad steigt schnell und knallhart an. Sei es wegen des kniffligen Leveldesigns, das stellenweise viel Aufmerksamkeit abverlangt, oder wegen der Levelbosse, die mich nicht selten auf dem falschen Fuß erwischt haben. Trotzdem fühlt sich sich The Messenger nicht unfair an und die Steuerung ist exakt; auch wenn man hin und wieder kurz davor ist, laut fluchend mit dem Fuß aufzustampfen. Nach einigen Versuchen hat man dann doch irgendwie immer den Dreh raus und ist umso stolzer auf sich.



Aber Hand aufs Herz: Ich selbst habe es trotz über 300 Tode meines Messengers bisher nicht über die erste Spielhälfte hinaus geschafft – im Zweifel ist mein fortgeschrittenes Alter Schuld daran; da sinkt angeblich die Reaktionsgeschwindigkeit. Und wer aufgepasst hat, wird wohl ebenfalls festgestellt haben, dass bei mir das ganze Drumherum, der „Fluff“, von The Messenger eher im Zentrum steht, als das Rumgehoppse. Jedenfalls folgt auf den 8-Bit-Teil der 16-Bit-Teil (durch den ich mich gerade noch kämpfe) und nach dem öffnet sich das Spiel in seiner zweiten Hälfte nämlich erst so richtig. Denn dann ist es möglich, zurück in bereits besuchte Level zu reisen, zuvor versperrte Wege zu betreten und Neues zu entdecken. Da schafft man, indem man an bestimmten Stellen nahtlos zwischen 8- und 16-Bit wechselt, wodurch der Levelaufbau beeinflusst wird und so zum Beispiel alternative Durchgänge freigelegt werden. Als kleine technische Randnotiz: Um den Übergang so flüssig wie möglich zu gestalten, werden beim Spielen immer beide Spielwelten (8- und 16-Bit) gleichzeitig berechnet; selbst wenn die andere Welt gerade im Moment nicht sichtbar ist. Warum man am Ende überhaupt noch mal im Metroidvania-Stil die Spielwelt abklappert? Es gibt noch eine ganze Reihe versteckter Münzen einzusammeln, mit der sich im Laden eine geheimnisvolle Truhe öffnen lässt. Und wer weiß: Möglicherweise erfährt man dann auch, was es mit diesem merkwürdigen Kleiderschrank auf sich hat, in dessen Nähe der Ladenbesitzer den Messenger nicht lässt ...


The_Messenger_-_Gameplay_Trailer

The Messenger - Gameplay Trailer


Zusammenfassend:The Messenger ist ein knackiger Plattformer über einen eigentlich unbedeutenden Helden, missverstandene Levelbosse, einen Ladenbesitzer mit staubtrockenem Humor und erfordert eine hohe Frusttoleranz sowie viel Fingerfertigkeit. Vor allem wer hinter die letzten beiden Punkte einen Haken setzen kann, wird 'ne Menge Spaß mit The Messenger haben. Nähere Details zum Spiel erfahrt ihr auch in unserem Wiki-Artikel zu The Messenger.

The Messenger erschien am 30. August 2018 als Download-Titel für die Nintendo Switch sowie für Windows PC in den einschlägigen Download-Stores.


Elbosso-i18n
Der Bosso ist seit 2011 Teil des Community-Development-Teams bei FANDOM Deutschland. Er kümmert sich um inhaltliche und technische Belange aller Communitys, mit einem Fokus auf Gaming und Lifestyle Wikis, bedient die Social-Media-Kanäle und ist „Spezialist für allerlei Dinge“. Der Bosso mag Rollen- und Strategiespiele, gute Geschichten, Musik mit Stil, Bier, Whiskey und Tabakspfeifen. Bereits länger spielt er mit dem Gedanken, sich mal wieder einen reinen Backenbart zu rasieren.

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