Als ich das erste Mal in die Augen der liebevoll lächelnden Banane namens Pedro blicken durfte, wusste ich, es war um mich geschehen. Ich kann mich auch noch ganz genau an unser gemeinsames Lied erinnern ... huch, wo kommen denn plötzlich die beiden Pistolen her? Und wieso hänge ich auf einmal kopfüber von einem Seil und schieße in Zeitlupe mithilfe einer Pfanne „über Bande“ bösen Buben in den Kopf? Vielleicht sollte ich von vorne beginnen ...
My Friend Pedro hat seine Ursprünge in einem kleinen Flash-Spiel, entwickelt von Victor Agren, der als Ein-Mann-Entwicklerteam unter dem Namen „Deadtoast Entertainment“ auch die Neuauflage stemmt; unterstützt von mehreren Musikern, die den Soundtrack beisteuern. Ermöglicht wird das durch den Publisher Devolver Digital, der es sich, wie wir inzwischen alle wissen, zur Aufgabe gemacht hat, wunderhübsche Indie-Perlen zu publishen. In den Levels, deren Design man heutzutage wohl als 2,5D beschreibt, bewegt man sich als maskierter „Irgendwer“ (Story ist hier wirklich Nebensache) möglichst akrobatisch durchs Spiel, für einen Sidescroller typisch meist von links nach rechts, und schaltet dabei Gegner aus. Und das eigentlich Beste daran: Man wird von einer Mut machenden, in der Regel stets gut gelaunten, schwebenden (vielleicht eingebildeten?) Banane namens Pedro begleitet.
Victor selbst hat mir zur Steuerung per Maus und Tastatur geraten, da der Controller derzeit noch etwas Finetuning benötigt. Gesagt, getan und in kürzester Zeit (zugegeben, so ganz trivial ist die Steuerung nicht) bewege ich mich gekonnt athletisch durch das erste Level. Als Waffen stehen zu Beginn lediglich zwei Pistolen zur Verfügung. Später kommen noch Maschinenpistolen, eine Shotgun, Sturmgewehr und Jagdgewehr dazu. Mit der Leertaste springe ich, mit der Maus wird gezielt und geschossen. Wenn ich möchte, kann ich mit einem Rechtsklick einen Gegner im Fadenkreuz festhalten, mit meiner zweiten Waffe einen anderen Schurken ins Visier nehmen und so beide unabhängig voneinander unter Beschuss nehmen. In der Luft schlage ich Salti und drehe mich um die eigene Achse um Kugeln auszuweichen. Ich kann mit der F-Taste Gegner im Nahkampf penetrieren, Türen auftreten sowie auf dem Boden liegende Gegenstände wie Messer, Pfannen oder Körperteile durch die Gegend treten und im Kampf mit meinen abgefeuerten Schüssen kombinieren.
Mitten im Gefecht war ich ein paar Mal leicht überfordert mit all den unterschiedlichen Möglichkeiten, und meinem Bemühen, dabei auch noch einigermaßen badass auszusehen (wobei ich Victor auch das ein oder andere Mal ein „whoa, das war cool, daran hatte ich noch gar nicht gedacht, wusste nicht, dass das geht“ entlocken konnte). Aber eine der wichtigsten Mechaniken im Spiel hilft aus: Der Zeitlupenmodus. Dieser bringt „Bullet Time“-Feeling ins Spiel und kann auf Knopfdruck aktiviert werden. Allmählich leert sich dabei eine entsprechende Anzeige, sodass ich nicht das komplette Level damit bestreiten kann. Das würde allerdings auch den Action-Flow abschwächen. Das Gute ist: Die Zeitlupenenergie füllt sich mit der Zeit automatisch wieder auf; und das nicht zu langsam.
Für Levelvarianz ist auch gesorgt. Den Weg zum ersten Endboss, einer Art Metzgermeister mit Problemen bei der Aggressionsbewältigung und einem Faible für explosive Stoffe, bestreite ich auf einem Motorrad ... und bin dabei kaum eingeschränkter in meiner Bewegungsfreiheit als zuvor. Ich überschlage mich problemlos, hüpfe über die gegnerischen Autos und verursache so viele Explosionen wie nur möglich. Scheiß auf Realismus, wenn's Laune macht. Für ein drittes Level überlasse ich Victor die Steuerung, denn aus heiterem Himmel kann der Protagonist nun auch noch auf einem Skateboard fahren. Und spätestens jetzt offenbart sich mir der Grundgedanke von My Friend Pedro: Victor Agren hat es tatsächlich geschafft, Spielideen aus May Payne mit denen von OlliOlli zu kombinieren und etwas ganz besonderes daraus zu machen.
In den Leveln gibt es für jede Aktion Punkte, die für größere Ausbeute als Kombos aneinandergereiht werden können: Walljump-Side-Split-Ricochet-Spin-Entrance-Kill (oder so ähnlich) gefälligst? Das eröffnet viel Potential für Highscore-Wettrennen. Sehr witzig ist auch, dass bei der Verrechnung der Punkte nach einem Level und der Einordnung der Leistung in die üblichen Ränge (S, A, B, C) der beste Moment automatisch als GIF ausgespuckt wird, bereit zum Teilen auf Social Media.
Ob Twitter schon bereit ist für My Friend Pedro? Anfang 2019 werden wir es erfahren. Dann erscheint das Spiel für PC und Nintendo Switch.
Ich freu mich jedenfalls. Wie 'ne Banane. *g*