Wirklich glauben konnte ich es erst, als ich den Controller in der Hand hielt: Ein neues Devil May Cry, eine direkte Fortsetzung zu DMC4, vor Ort spielbar und bereits am 8. März im Handel. Am Einlass gleichermaßen Hoffnung und Sorge: Wie hat sich das Franchise nach zehn Jahren Pause den neuen Trends im Action-Genre angepasst?
Fans werden froh sein zu hören, dass Devil May Cry V den Kernelementen der Serie treu bleibt: Sprungtaste, Schusswaffe, Nahkampfangriff und (in dieser Demo zumindest) Neros Devil Breaker Arm. Mit diesen vier Inputs und den Richtungstasten lassen sich nach einer kurzen Gewöhnungszeit wieder wahnwitzige Kombos durchführen: An den Gegner ranpreschen, ihn in die Luft schleudern, mit dem Revolver in der Luft jongieren und schließlich mit dem Devil Breaker heranziehen, um ihn zu erledigen. Das funktioniert wie gewohnt sehr flüssig und sieht dank der RE Engine fantastisch aus. Während selbst Anfänger hier ein paar coole Kombos zusammenschrauben können, liegt die wahre Herausforderung erneut darin, besonders stylisch Angriffe aneinanderzureihen. Cooles Detail: Je höher das Style-Meter, desto intensiver ist auch die Hintergrundmusik.
Auch das Leveldesign weicht nicht sonderlich vom Devil-May-Cry-Formular ab: Areale öffnen sich erst, wenn alle Feinde besiegt sind, und der Spieler muss Puzzles lösen und Items finden, um die Hindernisse im Level zu beseitigen. In der Demo musste beispielsweise ein dämonischer Parasit verwendet werden, um eine biologische Barriere zu entfernen. Grüne Orbs stellen erneut Lebensenergie her, während rote Orbs als Währung dienen. Einlösen kann man diese Währung bei Nico, dem Mechaniker-Sidekick von Nero. Diese lässt sich per Anruf aus der Telefonzelle herbestellen und verkauft Items aus ihrem Van heraus.
Ton und Humor der Demo orientieren sich sehr an Devil May Cry 3: Der einst stoische und bierernste Nero ist in DMCV zwar gealtert, seine Attitüde ist jedoch nicht erwachsener geworden. Besonders der Boss am Ende der Demo leidet fast mehr unter Neros frechen Sprüchen, als unter unseren Attacken. Anders als in DmC: Devil May Cry wirkt das Ganze jedoch nie überzogen und edgy, und man hat nie das Gefühl, ein monumentales Arschloch zu spielen.
Es ist aber nicht alles wie früher: Die wohl größte Änderung in Devil May Cry V ist die Third-Person-Kamera. Statt einer statischen Kamera im Stil von Resident Evil, gibt es nun eine frei bewegliche Kameraperspektive, die deutlich näher am Protagonisten ist. Das ist im ersten Moment gewöhnungsbedürftig, die Kamerasteuerung ist jedoch (zumindest in der Demo) einwandfrei. Die neue Perspektive hilft zudem, die actionreichen Kämpfe und die detaillierten Umgebungen in Szene zu setzen. Insgesamt fühlt sich die Änderung gut an, auch wenn sie im fertigen Spiel sicherlich an ihre Grenzen stoßen wird.
Eine weitere Änderung sind die Devil Breaker. Seit Nero von einem mysteriösen Fremden sein dämonischer Arm „Devil Bringer” gestohlen wurde, muss dieser mechanische Prothesen von Nico verwenden. Es gibt verschiedene Arten von Devil Breakern, die jeweils andere Fähigkeiten besitzen: In der Demo gab es einen Arm, der großflächige Elektroschocks verteilen kann, und einen, der Luftcombos verstärkt. Die Arme scheinen also den Spielstil von Nero zu variieren, ähnlich wie das Style Switching von Dante. Die Breaker sind jedoch begrenzt: Nach einer bestimmten Anzahl an Verwendungen (Greifhakenfunktion ausgenommen) wird der Breaker zerstört, und Nero muss den nächsten verwenden. Diese findet er in der Umgebung – in der Demo gab es zumindest keine Knappheit. Das zusätzliche Ressourcenmanagement bietet jedoch eine zusätzliche Herausforderung und zwingt den Spieler, die Breaker-Kräfte mit Bedacht einzusetzen. In der Demo ließen sich die Arme nicht beliebig wechseln – ob dies im fertigen Spiel möglich ist, ist ungewiss. Es handelt sich definitiv um eine interessante Mechanik, aber das volle Potenzial wurde in der Demo leider nicht deutlich.
Capcom scheint mit DMCV wenig Experimente zu wagen. In diesem Fall ist das nicht unbedingt problematisch, denn Fans von Devil May Cry lieben die Serie meist vor allem wegen dem actionreichen Gameplay mit hoher Skill-Decke und wegen der verrückten und liebenswerten Charaktere. Beide sind in DMCV bestens vertreten. DMCV ist die Gegenthese zum neuen God of War und beweist, dass sich Actiongames nicht zwingend neu erfinden müssen, wenn sie sich auf ihre Stärken besinnen.